Zeitumstellung: Welche Auswirkungen hat sie auf unsere Gesundheit?
Seit 1980 wird in Deutschland jedes Jahr der alte Streit zwischen Pro und Contra neu entfacht. Für oder gegen die Sommerzeit? Bei manchen Menschen wird der Schlafrhythmus durcheinander gebracht, während andere überhaupt keine Auswirkungen spüren. Wie wirkt sich die Zeitverschiebung auf unseren Körper aus, indem sie den zirkadianen Rhythmus durcheinanderbringt? Was sagt die Wissenschaft dazu?
In der Nacht auf Sonntag, den 27. März, werden unsere Telefone und andere vernetzte Geräte eine Stunde in der Zeit zurückspringen. Die Uhrzeit auf den Bildschirmen wird automatisch von 2 Uhr auf 3 Uhr morgens umgestellt, um die Umstellung auf die Sommerzeit zu begleiten. Auch wenn die Zeitumstellung für die meisten Menschen keine oder nur geringe sichtbare Folgen haben wird, weisen mehrere Forschungsarbeiten darauf hin, dass sie mit Auswirkungen auf unsere biologische Uhr und mit erheblichen Folgen für unsere Gesundheit verbunden sein kann.
Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass die Zeitumstellung physiologische und gesundheitliche Auswirkungen hat: Sie beeinflusst unsere innere biologische Uhr (das sogenannte zirkadiane System) und kann sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken (Schlafstörungen, Wachsamkeit, Arbeits- und Verkehrsunfälle, Depressionen, Herzinfarkte und Schlaganfälle).
Die Anpassung des Körpers an die Zeitverschiebung, die wir ihm auferlegen, ist je nach Mensch unterschiedlich und kann von einigen Tagen für Morgenchronotypen (Menschen, die tendenziell morgens leistungsfähiger sind) bis zu mehreren Monaten für Spätchronotypen (Menschen, die tendenziell abends leistungsfähiger sind) dauern. Durch die Zeitumstellung haben kleine Kinder und ältere Menschen ein höheres Risiko, negative Auswirkungen zu spüren. Doch das gilt auch für Teenager, Nachtarbeiter und alle, die an einer Schlafstörung leiden und denen es schwerer fallen wird, sich an die neue Zeit anzupassen.
Spätaufsteher benachteiligt
Neurobiologische Experten sind überzeugt, dass die Umstellung auf die Sommerzeit für den Körper schwieriger zu bewältigen ist als die Umstellung auf die Winterzeit, da einerseits eine Stunde Schlaf verloren geht und andererseits die biologische Uhr um eine Stunde vorgestellt werden muss.
Im Durchschnitt neigen unsere Körper dazu, in ihrem 24-Stunden-Zyklus 10 Minuten hinterherzuhinken. Mit der Zeitumstellung müssten sie ihren Rhythmus um eine Stunde vorverlegen, was die Anstrengungen des Körpers, den Rückstand aufzuholen, noch verstärken würde. Besonders schlimm wäre die Umstellung für die späten Chronotypen, die durchschnittlich 30 Minuten hinter ihrem 24-Stunden-Zyklus zurückbleiben. Die Auswirkungen der Umstellung auf die Sommerzeit auf unseren zirkadianen Rhythmus würden durch den allgemeinen Schlafmangel der deutschen Bevölkerung verstärkt, der je nach Studie auf 30 bis 90 Minuten pro Tag geschätzt wird.
Warum werden die Sommer- und die Winterzeit beibehalten?
Da 2019 über die Abschaffung der saisonalen Zeitumstellung abgestimmt wurde, müssen die EU-Mitgliedstaaten nun entscheiden, welche Uhrzeit sie endgültig übernehmen. Die große Mehrheit der Wissenschaft empfiehlt, sich für die Beibehaltung der Winterzeit zu entscheiden.
Würde man die Sommerzeit das ganze Jahr über beibehalten, wäre das Aufwachen im Winter und das Zubettgehen im Sommer in der Tat schwieriger. Am kürzesten Tag des Jahres (21. Dezember) würde die Sonne in Berlin um 9:41 Uhr aufgehen (statt um 8:41 Uhr in der Standardzeit oder „Winterzeit“), und dieser sehr späte Sonnenaufgang in der Winterzeit würde sich negativ auf die Gesundheit der Deutschen auswirken, da die Einstellung unserer biologischen Uhr auch über die Lichteinwirkung erfolgt.
Wenn wir aufwachen, braucht unser Körper eine große Dosis Licht, um den neuen Tag zu beginnen und die biologische Uhr zu synchronisieren. In der Winterzeit mit späterem Sonnenaufgang würde ihm dieses Licht fehlen.
Bei Beibehaltung der Winterzeit würde die Sonne im Sommer durchschnittlich 4 Stunden später untergehen als im Winter (bei der derzeitigen Zeitumstellung 3 Stunden), was zu einem früheren Zubettgehen und einem längeren Schlaf führen würde, was sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken würde.
Die Forschungen zur Bedeutung der Lichteinwirkung auf den zirkadianen Zyklus werden unterschiedlichen Einrichtungen in verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt. Die Forschungsteams haben insbesondere beobachtet, dass bestimmte Lichtexpositionen zu ganz bestimmten Zeiten positive Auswirkungen auf die Schlafphysiologie und nicht-visuelle Körperfunktionen wie die Melatoninsekretion (ein Hormon, das von der zirkadianen Uhr gesteuert wird und an der Schlafregulierung beteiligt ist), den Pupillenreflex, die Gehirnaktivität, die Temperatur und das Herz-Kreislauf-System, selbst bei sehr kurzen Expositionen und sehr niedrigen Lichtwerten haben.
Urhebender Autor: Redaktion Futura
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.