Die Besonderheiten des Gehirns von Linkshändern
Nur etwa 10 % der Menschen sind Linkshänder. Wie drückt sich diese Besonderheit im Gehirn aus? Forscher haben mehrere Tausend Gehirnbilder analysiert, um die Unterschiede zwischen Links- und Rechtshändern zu ermitteln.
Etwa 10 % der Menschen benutzen zum Schreiben und für alle anderen alltäglichen Aufgaben bevorzugt ihre linke Hand. Diese Menschen sind Linkshänder. Wissenschaftler beschäftigen sich schon lange mit den Unterschieden zwischen den Gehirnen von Rechts- und Linkshändern. Bisher sind die Beobachtungen widersprüchlich und es zeichnen sich keine klaren Unterschiede ab. Die getesteten Stichproben, nur einige hundert Linkshänder, sind zu klein. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik verglich die Gehirne von 31.864 Personen, darunter 3.062 Linkshänder. Auf den Gehirnbildern verglichen sie 8.681 Punkte in der gesamten Hirnrinde, um die Asymmetrien zwischen den Gehirnen von Rechts- und Linkshändern zu vergleichen.
Eigene Asymmetrien im Gehirn von Linkshändern
Das menschliche Gehirn ist asymmetrisch, jede Hemisphäre ist auf unterschiedliche Funktionen spezialisiert. Beispielsweise ist es die linke Gehirnhälfte, die die Hand von Rechtshändern steuert, und die rechte Gehirnhälfte, die die Hand von Linkshändern steuert. Das betrifft aber auch andere Funktionen wie die Sprache. Bei 95 % der Rechtshänder dominiert die rechte Gehirnhälfte die Sprache, aber nur bei 70 % der Linkshänder ist dies laut den Autoren der Studie der Fall. Wie stark hängt die Linkshändigkeit mit der Asymmetrie des Gehirns zusammen? Das wollten die Forscher herausfinden. Sie interessierten sich auch für die Rollen bestimmter Gene, von denen bereits bekannt ist, dass sie mit Linkshändigkeit in Verbindung stehen.
Die Analyse all dieser Gehirne war keine leichte Aufgabe. „Es dauerte etwa drei Monate, bis die Daten auf zwölf parallel laufenden Computern verarbeitet waren“, erinnert sich Zhiqiang Sha, eine Postdoktorandin, die an dem Projekt mitgearbeitet hatte. Aus all diesen Rechenstunden zogen die Wissenschaftler einige interessante Informationen. Sie identifizierten zehn Regionen, in denen es einen Unterschied in der Asymmetrie zwischen Rechts- und Linkshändern gibt.
Diese zehn Regionen sind entlang der gesamten Großhirnrinde lokalisiert und zeichnen sich dadurch aus, dass Linkshänder in der rechten Hemisphäre eine dickere Schicht grauer Substanz und damit mehr Verbindungen zwischen Neuronen haben als Rechtshänder. Das passt, da bei Linkshändern die rechte Hemisphäre die Bewegungen der dominanten Hand steuert. „Dies ist das erste Mal, dass spezifische Bereiche der Gehirnanatomie zuverlässig mit Linkshändigkeit in Verbindung gebracht wurden“, erklärt Clyde Francks, Leiter dieser Forschungsarbeit.
Das Gehirn eines Linkshänders von dem eines Rechtshänders unterscheiden?
In den Sprachhirnregionen werden strukturelle Asymmetrien mit Genen in Verbindung gebracht, die an der Linkshändigkeit beteiligt sind. Genauer gesagt wurden sechs Gene identifiziert, darunter ein NME7, das auch für die Position von Organen auf der rechten oder linken Körperseite verantwortlich ist. Trotz der beachtlichen Anzahl an analysierten Bildern konnten die Wissenschaftler keinen eindeutigen Marker identifizieren, der das Gehirn eines Rechtshänders auf einen Blick von dem eines Linkshänders unterscheidet.
Urhebender Autor: Julie Kern
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.